Alle Wege führen zum Lehrer-Dasein

Michael Krappel (Österreich)

Es gab viele Erfahrungen, die mich nun endgültig zur Ausbildung zum Hauptschullehrer gebracht haben:

Keller-Gemeinschaft

In der 7. Klasse entstand aus meinem Freundes- und Bekanntenkreis in Schule und Park eine Gemeinschaft besonderer Art. Was als Musikgruppe begann, entwickelte sich zu einer Gruppe, in der sich ältere und jüngere Jugendliche gemeinsam den Fragen des Lebens stellten. Von Diskussionen über Schulfragen bis hin zu gemeinsamen künstlerischen Erfahrungen wurde viel gemacht und thematisiert. Aber auch einfach die Tatsache eines geistigen und räumlichen (Keller-)Rückzugsortes in einer Gemeinschaft fernab von Eltern- und Alltagsstress wurde sehr begrüßt. Meine Aufgabe war es, die Organisation zu übernehmen und als einer der ältesten dieser Gruppe Zusammenhalt und Sicherheit zu geben.

Rhythm & Poetry

   

1997 gründete ich mit meinen Freunden den Verein Rhythm & Poetry zur Förderung von Tätigkeiten in den Bereichen Kunst, Kultur, Jugend und Kreativität. Wir wollten - abseits vom Mainstream - motivierten jungen Menschen und auch uns die Möglichkeit geben, neue kulturelle Erfahrungen zu machen und kreative Ideen zu realisieren. Der gesellschaftspolitische und auch pädagogische Ansatz war die Gegenbewegung zum Einzug der Mittelmäßigkeit in die Ansprüche des Einzelnen, einer Nivellierung der Gesellschaft. Wir wollten bei unseren Workshops, Projekten, Veranstaltungen sowie allen Aktionen auf folgende Punkte achten: Einbeziehung individueller Ziele und Wünsche; im Mittelpunkt steht der Mensch; die Basis der Konzepte ergibt sich durch die Ideen aller Verantwortlichen. Im Juni des vergangenen Jahres musste aus finanziellen Gründen das Projekt aufgegeben werden.

Musik

Mein Leben wird in den meisten Bereichen von Musik begleitet oder teilweise bestimmt. Ich beschäftigte mich anfangs mit Klassik und lernte klassischen Gesang, danach gesellte sich Jazz, Blues, Gitarrenmusik, Elektronische Musik, Reggae, Soul, HipHop und noch viel mehr dazu. Ein breites Wissen von Entwicklungen und Zusammenhängen in bestimmten Subkulturen ermöglicht mir immer wieder in Schulen und Jugendzentren Unterrichtsstunden, Referate oder Kleinprojekte zu gestalten. Natürlich wünschte ich mir, auch in der Hauptschule Musik zu unterrichten, doch ich kann es nicht als Studienfach belegen, da ich zwar Sänger, DJ und Soundkünstler bin, aber kein Instrument spielen kann.

USA

Im Jahre 1998 offerierte man mir eine herrliche Möglichkeit: Ich sollte für 2 bis 3 Monate nach New York City, um dort in einer Summer School Kinder in Sport und Musik zu betreuen. Ich nütze diese Chance und nach einigen Wochen öffnete sich eine weitere Tür: Man fragte mich, ob ich nicht in einer High School Deutsch unterrichten wollte. Ich war noch begeisterter als ich auch noch einige Male Musik und Mathematik unterrichten konnte.

Sport

Bewegung, Wettkampf und Begeitsterung für Ballspiele und Leichtathletik spielten eine große Rolle in meiner frühen Jugend; vom Sport-Gymnasium bis hin zur Ausübung von Sport im professionellen Bereich. In der 7. Klasse verlor ich die Freude an diesem „Geschäft”. Aber ich habe große Freude daran meine Erfahrungen weiterzugeben.

Pädagogische Akademie

Dies ist nun schon mein dritter Start ins Lehrerleben: Beim ersten Mal wurde ich durch den Einrückungsbefehl gestoppt, und während meines zweiten Versuchs musste ich die Chance in New York nützen. Meine Einstellung zur Lehrerausbildung veränderte sich dadurch und der Neubeginn war eine noch bewusstere Entscheidung. Das hat auch etwas mit dem positiven Umfeld meiner Ausbildungs-Institution zu tun.

Ich habe in den letzten Jahren, teils durch hier gesammelten Impulse, auch viel über mich gelernt und auch gelernt, bewusster bestimmte Aufgaben anzugehen. Ich bin froh, diesen Weg nochmals in Angriff zu nehmen und stärker als je zuvor den Wunsch zu haben, den Lehrberuf zu ergreifen.